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Bayerische Bau-, Baustoff- und Wohnungswirtschaft sowie IG BAU fordern Neuausrichtung der Wohnungsbaupolitik

Trotz zuletzt leicht anziehender Baugenehmigungszahlen verharrt der Wohnungsneubau in Bayern auf dem niedrigsten Niveau seit Bestehen der Bundesrepublik. Gleichzeitig steigen Einwohnerzahl, Zahl der Privathaushalte und energetische Anforderungen an den Wohnungsbau auch in diesem Jahr weiter an. Im Jahr 2009 wurden nur noch 31.335 Wohnungen in Bayern fertig gestellt. Dies entspricht weniger als einem Drittel der Mitte der neunziger Jahre jährlich fertig gestellten Wohnungen. Die Neubaurate liegt damit bei nur noch 0,5 %.

„Wenn sich die Wohnungsbaupolitik nicht umorientiert, droht der Wohnungsneubau zum Auslaufmodell zu werden. Die derzeitige Förderung des Wohnungsbaus verfehlt in weiten Bereichen die demografischen, klimaschutz- und sozialpolitischen Anforderungen. Wir brauchen deshalb wieder ein Investitionsklima, das den Neubau stimuliert.“ Das sagte Dr. Hannes Zapf, Sprecher der Aktionsgemeinschaft Impulse für den Wohnungsbau, heute anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz von Verbänden der bayerischen Bau-, Baustoff- und Wohnungswirtschaft sowie der IG BAU.

„Der Wohnungsbau kann enorme stimulierende Effekte auf die gesamte Wirtschaft ausüben. Allein beim Bau von zusätzlich 10.000 Einfamilienhäusern nimmt der Staat über eine Milliarde EURO zusätzlich ein. Bei einem typischen Mehrfamilienhaus mit 12 Wohnungen fallen bei Bruttoerrichtungskosten von 1,5 Mio. EURO bis zur Fertigstellung fast 0,4 Mio. EURO Steuern und rund 0,5 Mio. EURO Sozialabgaben an“, wies Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen, auf die große wirtschaftliche Bedeutung des Wohnungsbaus hin.

Reiner Gehring, IG BAU, wies auf die Beschäftigungseffekte hin: „Ein Einfamilienhaus bringt ein Jahr lang 4 Bauarbeitnehmer in Lohn und Brot. Wenn endlich wieder bedarfsgerecht Wohnungen gebaut werden, sichert das die Jobs von zehntausenden qualifizierten Bauarbeitnehmern.“

Andreas Eisele, Präsident des Landesverbands des BFW, betonte die Notwendigkeit der Förderung des Baus seniorengerechter Wohnungen. „Für die zunehmende Zahl älterer Menschen werden seniorengerechte Wohnungen benötigt. Nur jede einhundertste Wohnung erfüllt zurzeit diese Anforderungen. Ohne eine massive Neuorientierung der Förderung wird die Wohnqualität vieler älterer Menschen in Zukunft deutlich sinken.“

Alexander Lyssoudis, Mitglied des Vorstandes der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau wies darauf hin, dass etwa 83 % des heutigen Wohnungsbestandes nicht die aktuellen Kriterien für wirtschaftlich sinnvolle und energieeffiziente Wohnbauten erfüllen und bei vielen dieser Gebäude nur Bestandersatz durch Neubau in Betracht kommt.

Kastulus Bader, Vorstandsvorsitzender des Bayerischen Ziegelindustrieverbandes, erläuterte, dass insbesondere bei Nachkriegsbauten der Abriss und anschließender Neubau die sinnvollere Variante der Bestandssanierung ist.

Wolfgang Liebscher, Präsident des Bayerischen Industrieverbands Steine und Erden, betonte die Wichtigkeit des Wohnungsbaus für die Baustoffindustrie und plädierte, den Wohnungsbau wieder als Konjunkturlokomotive zu entdecken.

In einer gemeinsamen Erklärung fordert die Aktionsgemeinschaft neue Investitionsanreize für den Wohnungsbau in Bayern.

Die zentralen Forderungen lauten:

  1. Wiedereinführung der degressiven Abschreibung für Wohngebäude
    Verschiedene Beispielrechnungen belegen die positiven Effekte einer erhöhten Absetzung für Abnutzung (AfA) für den Wohnungsbau, die öffentlichen Haushalte sowie die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen.
  2. Gleichstellung der Förderung von Sanierung und Neubau/Bestandsersatz in den KfW-Programmen
    Die derzeitige Förderstruktur begünstigt einzelwirtschaftliche Entscheidungen „pro Sanierung“. Dies führt zu volkswirtschaftlich suboptimalen Ergebnissen, denn sinnvoll ist die gleichzeitige energetische und altersgerechte Anpassung. Bei einigen Gebäudetypen ist unter diesen Voraussetzungen Abriss und Neubau die wirtschaftlichste Variante. Zudem lassen sich die neuen Anforderungen der EU an den Gebäudesektor am besten erreichen, indem Gebäude, die besonders viel Energie benötigen, durch neue ersetzt werden. Die notwendige Anpassung der Förderkriterien kann durch Verordnungen geregelt werden.
  3. Aufstockung des KfW-Programms für „Altersgerechtes Bauen“ und Erweiterung auf Neubau/Bestandsersatz
    Die bereits im Koalitionsvertrag angekündigte Weiterentwicklung des KfW-Programms muss zügig umgesetzt werden. Das Fördervolumen sollte zukünftig auch Maßnahmen des Bestandsersatzes umfassen und im Jahr 2010 auf zunächst 300 Mio. Euro sowie im Lauf der Legislaturperiode auf 750 Mio. Euro pro Jahr ausgeweitet werden.